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Horkheimer, Max

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Lebenslauf

Geboren: 14. Februar 1895 bei Stuttgart
Gestorben: 7. Juli 1973 in Nürnberg

Max Horkheimer wurde als Sohn einer jüdischen Fabrikantenfamilie geboren. Als 16-Jähriger trat er zunächst als Lehrling in die väterliche Fabrik ein und wurde 1914 Juniorchef. Nachdem er 1919 das Abitur nachgeholt hatte, studierte er von 1919 – 1922 Psychologie und Philosophie in München, Freiburg und Frankfurt am Main. 1922 promovierte er mit einer Arbeit über Kant in Frankfurt am Main und arbeitete danach bis zu seiner Habilitation im Jahre 1925 als Assistent am Lehrstuhl für Philosophie. Im Jahre 1930 wurde er Ordinarius für Sozialphilosophie an der Philosophischen Fakultät und Direktor des Frankfurter „Instituts für Sozialforschung“. 1933, nach der Schließung des Instituts durch die Nationalsozialisten, emigrierte Horkheimer zunächst in die Schweiz, 1934 in die USA, wo er in New York erneut das Institut für Sozialforschung errichtete. Zwischen 1942 und 1944 verfasste er zusammen mit Theodor W. Adorno das berühmte Werk „Dialektik der Aufklärung“, das 1947 in den USA, aber erst 1969 in Deutschland erschien. 1949 nahm Horkheimer einen Ruf der Universität Frankfurt am Main auf einen Doppellehrstuhl für Philosophie und Soziologie an und wurde 1951 zum Rektor der Universität gewählt. 1950 wurde das Frankfurter Institut für Sozialforschung unter Horkheimers Leitung wieder eröffnet. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1959 siedelte Horkheimer in die Schweiz über.


Bedeutung

Max Horkheimer ist einer der bedeutendsten deutschen Sozialphilosophen und zusammen mit Theodor W. Adorno Verfasser des ebenso berühmten wie umstrittenen Werkes „Dialektik der Aufklärung“. Er gilt als Begründer und neben Adorno als Hauptvertreter der sogenannten „Frankfurter Schule“. Sie vertraten eine neomarxistische philosophische Position, die „Kritische Theorie“, eine von Hegel, Marx und Freud inspirierte Gesellschaftstheorie.


Lehre und Gedanken

Horkheimers philosophisches Interesse galt vor allem der Kritik der bürgerlichen Gesellschaft in ihren politischen, ökonomischen und ideologischen Widersprüchen. Mit sozialpsychologischen Methoden unternahm er außerdem Analysen der bürgerlichen Lebensform und Untersuchungen über den Zusammenhang von Kapitalismus und Faschismus. Beeinflusst von Theorien Hegels und Marx’ einerseits und Schopenhauers und Freuds andererseits entwickelte er im amerikanischen Exil zusammen mit Theodor W. Adorno die sogenannte „Kritische Theorie“. Als deren Hauptwerk gilt das von Horkheimer und Adorno zusammen verfasste Werk „Dialektik der Aufklärung“.
In dem ebenso berühmten wie umstrittenen Werk versuchen die Autoren die Frage zu beantworten,

„warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt.“ (Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung)

Dazu untersuchen Horkheimer und Adorno das Verhältnis des Menschen zur Natur, so wie es der Zivilisationsgeschichte der Menschheit zugrunde liegt. Der Grundgedanke Horkheimers und Adornos ist dabei, dass das, was gemeinhin als Fortschritt der Aufklärung gesehen wird, gar keinen Fortschritt, sondern nur Unheil brachte.

„Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie sollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen.“ (Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung)

So beginnt die fundamentale Kritik der beiden Autoren an der europäischen Aufklärung und dem modernen wissenschaftlichen Rationalismus, der „instrumentellen Vernunft“. Bis weit in die Antike hinein wird das Streben des Menschen, mit Hilfe der Vernunft die Natur zu beherrschen, einer scharfen Kritik unterzogen. Es sei eine Krankheit der Vernunft, die Natur beherrschen zu wollen; sie habe vielmehr nur der Erkenntnis der Wahrheit zu dienen.
Das Ideal der Aufklärung – die rationale Erklärung der Welt zum Zwecke der Naturbeherrschung – birgt für Adorno und Horkheimer schon zugleich ihr Scheitern in sich. Das Denken der Aufklärung bediene sich der „instrumentellen Vernunft“, einem rein zweckrationalen Denken, das zwar den einst mythischen Zugang zur Welt rational aufkläre, aber als „Herrschaft“ (über die Natur) selbst in Mythos zurückschlage, in eine Bejahung des Bestehenden, das den „Einzelnen“ in einer verwalteten, arbeitsteiligen, industriell und ökonomisch geprägten Welt vollständig annulliert.

In der 1947 (1967 auf Deutsch) erschienenen Schrift „Zur Kritik der instrumentellen Vernunft“ radikalisierte und konkretisierte Horkheimer seine Kritik an der wissenschaftlich-technischen Degradierung der Vernunft zum bloß kalkulierenden Instrument und der damit einhergehenden Materialisierung von Natur und Welt. Die Degradierung der Vernunft bestand für Horkheimer darin, dass sie im Verlauf der Zivilisationsgeschichte zu einer bloßen kalkulativen Fähigkeit wurde: Und zwar zu der Fähigkeit, bestimmten Zwecken die effizientesten Mittel zuzuordnen, ohne dabei jedoch die Vernünftigkeit der Zwecke noch im Mindesten beurteilen zu können. Als beispiellose Pervertierung der Vernunft gilt Horkheimer dabei der Faschismus des 20. Jahrhunderts.


Hauptwerke von Max Horkheimer

„Dialektik der Aufklärung“ (1947)
Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt /M.: Fischer 1987.

„Zur Kritik der instrumentellen Vernunft“ (1967)
Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt /M.: Fischer 2007.


Über Max Horkheimer

Zvi Rosen: Max Horkheimer. München: C. H. Beck 1995.

Helmut Gumnior: Max Horkheimer. Reinbek: Rowohlt 1997.

Rolf Wiggershaus: Max Horkheimer zur Einführung. Hamburg: Junius 1998.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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